Vom Glück der kleinen Dinge … Gedanken zur Ausstellung „mustergültig“
Die Solingerin Susanne Müller Kölmel ist studierte Künstlerin und Meisterabsolventin der fadbk/HBK Essen.
Ihre Arbeiten sind malerisch und interdisziplinär und so sehen wir bildhauerisch anmutende Objekte, bearbeitete Fotografie so wie reine Malerei.
Öl und Acrylfarben werden differenziert eingesetzt,
abstrakte und gegenständliche, zum Teil prozesshaften Werkreihen arbeiten sich in dieser Ausstellung gegenseitig zu.
Als Malgrund nutzt die Künstlerin bewusst unterschiedliche Materialien. Sie arbeitet auf Leinwand, Pappen oder Alu-dibond-Platten.
Die Bilder dieser Ausstellung zeichnen sich durch ein hohes Maß an technischem Können aus. Ein Können, das man heutzutage zuweilen vermisst, betrachtet man einige Kunstströmungen.
Virtuosität und Liebe zur Farbigkeit, sicherer Farbauftrag und Mut zur künstlerischen Brechung, das umschreibt es wohl am Besten, was wir hier sehen dürfen.
Müller Kölmels Bilder und Objekte sind formal Stillleben. Damit reiht Sie sich kunsthistorisch in ein traditionsreiches Genre ein….
Eine Sensibilität, eine Sorgfalt in der Machart, lässt auf eine besondere Beziehung der Malerin zu ihren Malvorlagen schließen. Es scheint als halte sie mit der Darstellung der Objekte auch eine Erinnerung fest, einen schönen Gedanken. Eine direkte Zugewandtheit ist zu erkennen.
Das Erblicken eines Gegenstandes, das Sich- nähern, die Faszination, die Erkenntnis und Analyse, die Umsetzung und Annäherung … all dies liegt in diesen Bildern.
In fast altmeisterlichen Manier umkreist die Künstlerin das Objekte ihrer Begierde,
mal ist der Blick auf das Detail gerichtet, werden Falten fast analytisch thematisiert und glänzende Oberflächen virtuos mit Farbe umgesetzt.
Dann wird Oberflächenbeschaffenheit,…. also das „große Ganze“ zum Thema. Die Stofflichkeit wird von Müller-Kölmels Pinsel auf die Leinwand gebracht.
Schicht über Schicht nähert sie sich, Struktur … also : „Muster“ wird zum Thema.
Dem Betrachter stellen sich Fragen: was hat es mit diesen Beuteln auf sich? Was sind das für Törtchen? Und zeitgleich entstehen Bilder im Kopf … man erinnert sich an das Gefühl, einen ähnlichen seidigen Beutel einmal in der Hand gehalten zu haben, wie angenehm die Schnur beim Verschließen durch den Stoff gleitet ..: die haptische Beschaffenheit des Materials wird gedanklich nachempfunden…. dann
…. ein Sonntag, ein Cafébesuch, vielleicht ist man noch Kind … die Auslage mit den Tortenstücken weckt Begehrlichkeiten. Wie wunderbar alles aussieht, die Sahne in Form gebracht, Gelatine und Früchte glänzen in den schönsten Farben. Wie herrlich wird es schmecken … dieses kleine Glück?
Textauszug 2014/ Melanie Tilkov (Bildhauerin und Malerin)